KURZE BIOGRAFIE VON PADRE PINO PUGLISI

Don Giuseppe Puglisi wurde am 15.9.1937 in Brancaccio, einem Vorort von Palermo, als Sohn eines Schusters, Carmelo Puglisi, und einer Schneiderin, Giuseppa Fana, geboren und dort am 15.9.1993, dem Tag seines 56. Geburtstages, von der Mafia ermordet.

1953 trat er in das Priesterseminar von Palermo ein. Am 2.7.1960 wurde er von Kardinal Ernesto Ruffini zum Priester geweiht und 1961 zum Vikar in der Pfarre SS.mo Salvatore („zum Allerheiligsten Erlöser“) in Settecannoli (Nachbarort von Brancaccio) und zum Rektor der Kirche San Giovanni dei Lebbrosi ernannt.

1963 wurde er Kaplan im Waisenhaus “Roosevelt” und Vikar der Pfarre Maria SS.ma Assunta in Valdesi.

Vom Anfang an kümmerte er sich besonders um Jugendliche und interessierte sich für die sozialen Probleme in den ärmeren Vierteln der Stadt.

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgte er die Arbeit des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ergebnisse und Informationen gab er sofort an die Gläubigen weiter. Besonders so wichtige Punkte wie die Erneuerung der Liturgie, die Rolle der Laien in der Kirche oder die Bedeutung der Ökumene.

Sein großer Wunsch war immer, die Botschaft Jesu Christi in seinem Wirkungsbereich in die Tat umzusetzen: die konkreten Bedürfnisse der Menschen sollen von der christlichen Gemeinschaft ernst genommen werden.

Am 1.10.1970 wurde er zum Pfarrer von Godrano ernannt, einem kleinen Ort in der Provinz Palermo, in dem noch Blutrache herrschte. Er blieb dort bis zum 31.7.1978. Während dieser Zeit gelang es ihm, die verfeindeten Familien wieder auszusöhnen. Gleichzeitig beschäftigten ihn aber nicht nur die Probleme der eigenen Gemeinde, sondern er verfolgte auch aufmerksam die sozialen Unruhen und Schwierigkeiten anderer Gebiete.

Ab 1978 und in den folgenden Jahren wurde ihm die Verantwortung für verschiedene kirchliche Institutionen und Einrichtungen übertragen: stellvertretender Leiter des Knabenseminars in Palermo, Direktor des Diözesanen Zentrums für Berufungspastoral, Verantwortlicher für das Centro regionale vocazioni und Mitglied des Consiglio nazionale.

Den Studenten und Jugendlichen des Diözesanen Zentrums für Berufungspastoral widmete er sich jahrelang mit besonderem Einsatz und ermöglichte ihnen dadurch einen nach pädagogischen und christlichen Gesichtspunkten beispielhaften Bildungsgang.

Don Giuseppe Puglisi unterrichtete Mathematik und Religion in verschiedenen Schulen; z.B. von 1978 bis 1993 in Palermo im Humanistischen Gymnasium Vittorio Emanuele II. Außerdem war er in Palermo und ganz Sizilien die Triebfeder für zahlreiche Bewegungen und Gruppierungen, u.a.: Presenza del Vangelo, Azione Cattolica (Katholische Aktion), Fuci (Universitätsbund katholischer Italiener), Equipes Notre Dame.

Ab März 1990 übte er sein Priesteramt auch im “Casa Madonna dell’Accoglienza” aus, einem Heim für junge Frauen und alleinstehende junge Mütter in Schwierigkeiten. Ab September 1990 übernahm er die Pfarre San Gaetano in Brancaccio und 1992 wurde ihm auch noch das Amt eines Beichtvaters im Erzbischöflichen Priesterseminar in Palermo anvertraut.

Am 29. Januar 1993 weihte er in Brancaccio ein Zentrum mit Namen „Padre Nostro“ (Vater Unser) ein, das zum Bezugspunkt vieler Jugendlicher und Familien wurde, die in diesem Stadtviertel wohnten. Seine Aufmerksamkeit galt besonders der Resozialisierung jener Halbwüchsigen, die bereits mit den kriminellen Machenschaften der Mafia in Berührung gekommen waren. Er bemühte sich daher im Viertel, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Werte wie Legalität und Vertrauen wieder behaupten konnten.

Laut den Ermittlungen der Justiz waren diese Aktivitäten das Motiv für seine Ermordung. Die Auftraggeber und Vollstrecker wurden verhaftet und verurteilt.

Zur Erinnerung an seinen Einsatz wurden in Palermo und ganz Sizilien unzählige Schulen, Sozialzentren, Sportanlagen, Straßen und Plätze nach ihm benannt, und in der Erzdiözese Palermo beginnt seit 1994 das diözesane Arbeitsjahr am 15. September, seinem Todestag.

Zur Anerkennung des Märtyrertodes hat Kardinal Salvatore De Giorgi am 15. September 1999 ein Diözesan-Kirchengericht eingesetzt. Mit der Anhörung von Zeugen wurde bereits begonnen. Ein Archiv, in dem sich veröffentlichte und unveröffentlichte Schriftstücke, Aufzeichnungen, Artikel, Zeugenaussagen befinden, wurde im “Centro ascolto giovani – Don Giuseppe Puglisi” in der Via Matteo Bonello in Palermo (+39-091-334669) eingerichtet.

Sein Leben und sein Tod waren Zeugnis seiner Liebe und Treue zu Gott und haben die Niedertracht und die absolute Unvereinbarkeit der Mafia mit der Botschaft des Evangeliums enthüllt.

Der Gläubige, der seine christliche Berufung, für die das Martyrium eine schon in der Offenbarung angekündigte Möglichkeit ist, ernsthaft erwogen hat, kann diese Perspektive nicht aus seinem Lebenshorizont ausschließen. Die zweitausend Jahre seit der Geburt Christi sind von dem beständigen Zeugnis der Märtyrer geprägt.
(Johannes Paul II, Incarnationis Misterium, n.13)

Die Seligsprechung fand am 25.5.2013 in Palermo mit einem eindrückvollen Gottesdienst statt, an dem ca. 100.000 Menschen teilnahmen. Der Gottesdienst wurde vom aktuellen Kardinal von Palermo, Paolo Romeo, der Ritus der Seligsprechung von seinem Vorgänger in der palermitanischen Diözese, Kardinal Salvatore De Giorgi zelebriert.